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Som­mer­wan­de­rung bei 12-tä­gig aus­schließ­li­cher Frei­land­ver­pfle­gung

Kai­ser­stuhl, Rhein-Ebe­ne und Schwarz­wald im Som­mer 2003

Aus­gangs­punkt war ein Roh­köst­ler­tref­fen bei Frei­burg am Klei­nen Op­fin­ger See.
        Ei­nen Tag be­vor wir los­gin­gen, mach­ten 4 Teil­neh­mer und ich ei­ne Bar­fuß-Kurz­Wan­de­rung zum und um den Op­fin­ger See. Er hat ei­nen Um­fang von un­ge­fähr 4 Km. An­schlie­ßend zeig­te uns ein Mit­wan­de­rer, wie man mit­tels ei­nes Seils be­quem ast­lo­se Bäu­me hoch­klet­tert.

Die Wan­der­strec̓­ke:Kai­ser­stuhl, •Li­li­en­tal (pflan­zen­kund­li­cher Lehr­pfad mit zahl­rei­chen Mam­mut­bäu­men), •Rhein-Ufer, •Leo­polds­ka­nal, •Rhein-Au­en­wald »Tau­ber­gie­ßen«, •Rust, •Et­ten­heim.
        Ab Et­ten­heim gings durch den Schwarz­wald: •Bi­ber­ach an der Kin­zig, •Har­mers­bach­tal. Bei Ober­har­mers­bach stie­gen wir steil hin­auf in den Hoch­schwarz­wald. Oben an­ge­kom­men gings wei­ter ent­lang des Hö­hen­wan­der­we­ges »E1«: •Kö­nigs­wald, •Glas­wald­see, •Ale­xan­der­schan­ze, •Rö­schen­schan­ze, •Ru­he­stein, •Karls­ru­her Grat, •Na­tur­schutz­gebiet »Gott­schläg«, •Edel­frau­en­grab-Was­ser­fäl­le, de­ren be­wal­de­te Um­ge­bung aus­sieht wie im Mär­chen­buch.
        Da­nach ver­lie­ßen wir den Schwarz­wald:Acher­tal, •Achern.

1· Ab­schnitt: Rhein-Ge­gend. Wir leg­ten los mit 18 Wan­de­rern; zu­nächst un­ter­teil­ten wir uns in zwei Grup­pen mit je­weils et­was von­ein­an­der ab­wei­chen­dem Wan­der­strec̓­ken­ver­lauf. Am Abend tra­fen wir uns dann wie­der.
        An vor­läu­fi­ger Ver­pfle­gung wa­ren vor al­lem Kratz­bee­ren (ei­ne den Brom­bee­ren ähn­li­che Art), Äp­fel, Zwetsch­gen, Bir­nen und Mi­ra­bel­len auf­fin­dbar (ins­be­son­de­re als Fall­obst). An ei­ni­gen Stel­len fan­den sich wild­wach­se­nde Wein­trau­ben. Auf der Er­de fan­den sich bis­wei­len ab­ge­schit­te­ne Kul­tur­wein­trau­ben, die zum Ver­derb be­stimmt wa­ren weil sie von Win­zern ab­ge­schit­ten wur­den, da­mit die am Reb­stock ver­blei­ben­den schnel­ler, saf­ti­ger und sü­ßer zur Rei­fe kom­men. We­gen der gro­ßen Som­mer­hit­ze fan­den sich im­mer wie­der son­nen­ge­trock­ne­te Brom­bee­ren, die in et­wa wie ge­trock­ne­te Maul­bee­ren mun­de­ten. Ver­ein­zelt fan­den wir Ei­ben­früch­te vor. Ein ein­zi­ges Mal fand je­mand ei­ne Fei­ge, die so­gar ei­ni­ger­ma­ßen reif war. An ei­ni­gen we­ni­gen Stel­len la­gen im Gras flec̓­ki­ge, ver­mack­te Pfir­si­che, die zwar nicht ganz so süß wa­ren wie süd­eu­ro­päi­sche, je­doch den­noch gut schmeck­ten. Als über­ra­schend gut ge­nieß­bar er­wie­sen sich bis­wei­len Trau­ben­kir­schen und Her­lit­zen (Kor­nel­kir­schen).
        Ein­mal, als wir ne­ben ei­ner Wein­plan­ta­ġe Pau­se mach­ten, stieg ein mir wohl­be­kann­ter Duft sehr an­ge­nehm in die Na­se, konn­te ihn aber zu­nächst kei­ner Pflan­ze zu­ord­nen, wes­we­gen ich mich wie­der er­hob und gründ­lich nach des­sen Ver­ur­sa­cher suchte. Nach we­ni­gen Se­kun­den ent­deck­te ich, daſs er von wild­wach­sen­der Rau­ke (Ruc­co­la) her­rühr­te; doch nur ei­ni­ge we­ni­ge Blätt­chen mun­de­ten himm­lisch gut; da­nach be­gann das Kraut zu scharf zu schmec̓­ken. Im­mer wie­der ge­noſs ich die Blät­ter von Min­ze und an­de­ren, mir na­ment­lich aber un­be­kann­ten Wild­kräu­tern. An den zahl­rei­chen mir wohl­be­kann­ten Krau­tern fand ich vor­erst kei­nen, son­dern erst nach ei­ni­gen Ta­gen ge­schmack­li­chen Ge­fal­len.

Wan­der­we­ge. Auf dem Kai­ser­stuhl führ­te zur Ab­wechs­lung ein sehr an Ur­wald er­in­nern­der Tram­pel­pfad mit um­ge­stürtz­ten Bäu­men hin­ab in ein Tal. Ein an­der­mal ver­irr­ten wir uns in ei­ner fel­si­gen Ge­gend, wo wir ei­ne Ab­kür­zung in Rich­tung Li­li­en­tal (ei­ne pflan­zen­kund­lich ziem­lich se­hens­wer­te Land­schaft) neh­men woll­ten. We­gen sehr ver­wir­ren­der We­ge, die stän­dig im Kreis ver­lie­fen, und we­gen un­über­wind­ba­rer Hin­der­nis­se in Form tie­fer Fel­sen­ab­grün­de, be­nutz­ten wir dann doch noch per Land­stra­ße ei­nen et­was grö­ße­ren Um­weg.

Li­li­en­tal. Dort ver­läuft ein se­hens­wer­ter pflan­zen­kund­li­cher Lehr­pfad mit vie­len ein­hei­mi­schen und (aus al­ler Welt) ei­nge­führ­ten Sträu­chern so­wie Bäu­men. Ober­halb des Ta­les durch­wan­der­ten wir ei­nen Wald mit sech­zig Jah­ren al­ten Mam­mut­bäu­men.

Son­sti­ges. Von ei­nem Wan­der­teil­neh­mer lern­ten wir, wie zer­ris­sene San­da­len mit­tels ei­ner Ah­le und ei­nem dic̓­ken Zwirn wirk­sam und halt­bar ge­flickt wer­den kön­nen.
        Vor dem Ver­las­sen der Rhein­aue in Hö­he Weis­weils be­geg­ne­ten wir mit­ten im Wald ei­nem Fluſs­pferd und ei­nem rie­si­gen Kro­ko­dil…… doch bei­de wa­ren nur ge­schnitzt aus Baum­stäm­men!
        In der dar­auf fol­gen­den Nacht zeig­te je­mand aus der Wan­der­grup­pe uns die Stern­bil­der Gro­ßer Wa­gen, Kas­sio­peia und Schwan so­wie den Po­lar­stern und den (da­mals auf­fäl­ig gut sicht­ba­ren) Mars.

Gift­pflan­zen. Auf­grund der in Da­tei 8 ein­gangs er­wähn­ten Grün­de, ko­ste­te ich un­ter­wegs auch Giftp­flan­zen auf ih­ren Ge­schmack — zu­nächst ei­ne Toll­kir­sche. Aus ein­schlä­gi­ger Er­fah­rung her­aus (sie­he eben­falls Da­tei 8) aber nicht mehr wie im Jahr zu­vor vor­ei­lig 35 Stück, son­dern nur noch ei­ne ein­zi­ge. Wir­kung: kei­ne. Erst im Spät­som­mer 2005 ge­trau­te ich mich wie­der, sie bis zur In­stinkt­sper­re zu es­sen, die dann bei 4½ Bee­ren ein­setz­te und mich so­mit voll­kom­men hei­le be­ließ, was eben­falls in Da­tei 8 fest­ge­hal­ten ist.
        Ent­lang ei­nes Wan­der­strec̓­ken­ab­schnitts prahl­ten des­wei­te­ren klei­ne ro­te Bee­ren auf dic̓­ken grü­nen kur­zen Stän­geln. Sie er­in­ner­ten mich sehr an die Früch­te des (sehr gif­ti­gen) Aaron­sta­bes. Sei­ne Blät­ter er­schei­nen früh­lings bis früh­som­mers. Be­reits ein win­zi­ges (steck­na­del­gro­ßes) Blatt-Fetz­chen beißt (nach ei­ni­gen Se­kunden Zer­kau­ens) ei­ne gan­ze Stun­de lang schmerz­haft zer­rend auf der Zun­ge. Da die Blät­ter mit­tler­wei­le ab­ge­stor­ben wa­ren, be­nutz­te ich eben 1½ Bee­ren zur Art­be­stim­mung. Die mun­de­ten nach nichts bis et­was bit­ter. Son­der­ba­rer­wei­se „bis­sen” sie mich zu­nächst nicht in die Zun­ge. Aber den­noch zö­ger­te ich erst­mal mit dem Ver­zehr wei­te­rer Men­gen. Das Zö­gern hat sich sehr ge­lohnt. Denn die erst nach ei­ner hal­ben Mi­nu­te ein­ge­setzt ha­ben­de Beiß­wir­kung war nur ge­ring­fü­gig. Das ge­nüg­te mir zur Art­be­stim­mung voll­auf. Es ist al­ler­dings zu be­fürch­ten, daſs nicht voll­stän­dig roh er­nähr­te Per­so­nen be­reits von den 1,5 Bee­ren sich ei­ne gra­vie­ren­de Ver­gif­tung zu­ge­zo­gen hät­ten.

Er­fri­schun­gen. Hin und wie­der ba­de­ten wir in Bä­chen, Se­en oder kleinen Flüs­sen. Ein­mal tauch­ten wir un­sern Kopf voll in ein klei­nes mit et­was Al­gen be­wach­se­nes Brun­nen­bec̓­ken. Beim Ge­nie­ßen von Trau­ben­kir­schen frag­te uns ein hier­bei be­ob­ach­tet ha­ben­der Ein­hei­mi­scher er­staunt, ob die denn wirk­lich eſs­bar sind. Dann und wann ver­miſs­te ich ein klein we­nig ge­wis­ses Im­port-Obst; doch nach dem Ge­nie­ßen ei­ni­ger Heus­chrec̓­ken bis zur Ge­schmacks-Sper­re ver­gaß ich das Süd­frucht­an­sin­nen wie­der voll­stän­dig. Auch an wil­den Ha­sel­nüs­sen und ent­sorg­ten Wal-nüs­sen stärk­ten wir uns.

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iesenschaumkraut
2· Ab­schnitt: Schwarz­wald. Dort mun­de­ten mir be­son­ders gut je­weils Min­ze, Wie­sen­schaum­kraut (mild und kres­se-ähn­lich) und Vo­gel­mie­re. Die dort vor­find­ba­ren Früch­te wa­ren na­tür­lich nicht ganz so zu­frie­den­stel­lend wie die des Rhein-Ge­biets; und ge­le­gent­lich kam mir See­fisch in den Sinn. Und als wir wei­ter und hö­her in den Schwaz­wald ka­men, wo die Früch­te noch we­ni­ger de­nen der Rhein-Ge­gend äh­nel­ten, wur­de das An­sin­nen auf Fisch noch et­was stär­ker. Erst nach er­neu­tem Ge­nie­ßen von Heu­schrec̓­ken flach­te es wie­der ziem­lich ab; und nach reich­lichem Ge­nie­ßen über­ra­schend auf­ge­fun­de­ner Ma­den, die sich von Alt­holz er­näh­ren, ver­schwand es voll­stän­dig.
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Maden auf Altholz
Sie tum­mel­ten sich sehr zahl­reich un­ter der Rin­de ei­nes lie­gen­den Baum­stam­mes, auf dem wir ra­ste­ten und mun­de­ten zart ein we­nig nach Quark. Zu dritt ─mitt­ler­wei­le wa­ren wir noch ins­ge­samt zu fünft─ lie­ßen wir uns die­se Lec̓­ker­bis­sen ge­nüſs­lich schmec̓­ken.
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Heuschrecke
        Tags dar­auf mun­de­ten mir die Wild­ge­mü­se über­ra­schen­der­wei­se be­son­ders lec̓­ker und eben­so (ver­gleichs­wei­se) reich­hal­tig: meh­re­re Blät­ter so­wie Frucht­stän­de des Breit­we­ge­richs. Auch Blau- und Brom­beeren mun­de­ten mir her­nach er­heb­lich bes­ser als noch am Vor­tag. Selbst Moos­bee­ren ─die moch­te ich bis­lang noch nie be­son­ders─ mun­de­ten mir plötz­lich an­ge­nehm. Au­ßer­den wa­ren sie hier in ei­ner Häu­fig­keit vor­fin­bar, wie ich bei die­sem Obst es in frei­er Na­tur bis da­hin noch nier­gend­wo an­ge­trof­fen hat­te. Im wei­te­ren Ver­lauf der Wan­de­rung hat­te ich wei­ter­hin ge­schmack­li­che Freu­de an Heu­schrec̓­ken.

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Probeliegen
im Innern der Reisighütte
Über­nach­tung. Wir hat­ten al­le je­weils ei­nen Schlaf­sack mit­ge­bracht, aber kei­ner ein Zelt. Die mei­sten Näch­te wa­ren voll­kom­men troc̓­ken. Als Schutz vor mög­li­chem Re­gen hat­te fast je­der ein Re­gen­tarp da­bei. Ein Re­gen­tarp ist ein Um­hang, wel­cher den Kör­per und den Ruck­sack vor Re­gen schützt. Er­war­te­ten wir wel­chen, so be­nutz­ten wir das Tarp als Pla­ne und spann­ten es mit­tels Schnü­ren und Hä­rin­gen (aus Holz­stöc̓­ken oder Metall) zwi­schen Bäu­men, Ästen oder Mau­ern so auf, daſs der West­wind weit­ge­hendst ab­ge­hal­ten wur­de. Die da­zu vor­teils­haf­ten Son­der­kno­ten er­lern­ten wir von ei­nem Wan­der­ka­me­ra­den. An­fangs be­nutz­te ich (an­stel­le ei­nes Tarps) ei­ne gro­ße Pla­stik­pla­ne, die ich spä­ter durch Zu­kauf ei­nes von je­man­dem über­zäh­lig mit­ge­brach­ten Ge­braucht-Tarps er­setz­te.
        Ge­reg­net hat es nur in drei Näch­ten. Die er­ste Re­gen­nacht ver­brach­ten wir im Hoch­schwarz­wald. Dort bau­ten wir am Vor­abend noch ei­ne ein­fach­ste Hüt­te aus Ästen, Zwei­gen, Rei­sig, Gras und Laub. Ei­ner von uns über­näch­tig­te dann dar­in und wur­de hier­bei we­gen un­dich­tem Dach et­was naſs­ge­reg­net.
        In der drit­ten Re­gen­nacht wur­de auch ich et­was naſs, weil sie ziem­lich win­dig war mein Tarp für mei­ne Kör­per­grö­ße ei­gent­lich zu kurz.

Na­tur­werk­zeu­ge. In Ober­har­mers­bach be­staun­ten wir von au­ßen ein ge­schicht­li­ches Bau­ern­haus mit rie­si­gem, voll lauf­fä­hi­gem Mühl­rad, Ried­dach, vie­len neu­stein­zeit­li­ch an­mu­ten­den Ge­rä­ten und ei­ni­gen aus­ge­stellt­en Roh­stof­fen und getrock­ne­ten Hanf­fa­sern. Die Hanf­fa­sern brach­ten uns an­dern­tags auf den Ein­fall, aus frisch ab­ge­ris­se­nen Gras­gar­ben ein 12 Me­ter lan­ges Seil zu dre­hen, was uns gut ge­lang.

handgedrehtes Seil aus Gras
        Ta­ge zu­vor fer­tig­te ei­ner von uns ein Stück­chen ei­ner ziem­lich reiß­fe­sten Schnur aus Lin­den­bast an und aus Fich­ten­rinde ein trag­ba­res Körb­chen, das sich zum Tra­gen von un­ter­wegs auf­ge­sam­mel­tem Früch­ten eig­ne­te.

Grat­wan­de­rung. Am neun­ten Wan­der­tag be­schlos­sen wir, ein schma­les Bach­tal mit Was­ser­fäl­len zu be­su­chen, die wir auf un­se­rer Land­kar­te ent­deckt hat­ten und uns se­hens­wert er­schie­nen. Der Weg dort­hin führ­te uns über ei­nen sehr schma­len Hö­hen-Wan­der­weg ─dem Karls­ruher Pfad─. Teil­wei­se ist er kaum noch als Weg er­kenn­bar, son­dern ver­läuft auf dem fel­sig gra­ti­gen Rüc̓­ken ei­nes Ge­birgs­zu­ges. Links und rechts des „We­ges” klaff­te des öf­te­ren ein steil fel­si­ger Ab­grund. Der Grat selbst bil­det an den mei­sten Stel­len ei­ne zehn bis zwan­zig Me­ter brei­te Wald­schnei­se.

Bil­der­buch-Wald. Durch fel­si­gen Wald führ­te der Weg wieder hin­un­ter: ins Na­tur­schutz­ge­biet Gott­schläg«. Beim Ab­stieg kreuz­te ei­ne Blind­schlei­che un­se­ren Weg. Un­ten im Tal be­geg­ne­ten wir dem er­sten Was­ser­fall. Wei­ter tal­ab­wärts be­ginnt der Wald mär­chen­haft schön zu wer­den. Wei­te­re Was­ser­fäl­le fol­gen in ei­ner tie­fen Schlucht. Hin­ter ei­nem die­ser Was­ser­fäl­le ver­birgt sich das so­ge­nann­te Edel­frau­en-Grab — ei­ne we­ni­ge Me­ter tie­fe Grot­te. Nach dem letz­ten Was­ser­fall fand am Bach­ufer sich wie­der schmack­haf­tes Wie­sen­schaum­kraut. Gleich da­ne­ben prunk­te ein Ho­lun­der­strauch mit dic̓­ken, rei­fen Bee­ren. Es war seit da­mals 10 Jah­ren das er­ste­mal, daſs mir Ho­lun­der­bee­ren wie­der­mal in reich­li­chem Aus­ma­ße an­ge­nehm schmeck­ten.

Im An­schluſs. All­mäh­lich ka­men wir auf den Ge­schmack von Wild­bir­nen. Die sind ur­be­las­sen zwar zu­nächst meist viel zu un­ge­nieß­bar sau­er, doch die leicht an­ge­go­re­nen (mit bräun­lich-wei­ßem Frucht­fleisch) schmeck­ten uns häu­fig köst­lichst süd­frucht-ähn­lich. Auch Zwetsch­gen und Mi­ra­bel­len tauch­ten wie­der auf; des­wei­te­ren Ha­sel­nüs­se und Ma­ro­nen. An letz­te­ren hat­te ich je­doch kaum Be­darf. An ei­ner durch Wald ver­wil­der­ten Stel­le ei­nes Wein­bergs fan­den wir an Ha­sel­sträu­cher sich em­por­ran­ken­de zier­lich klei­ne und zu­gleich selt­sam lec̓­ker mun­den­de wild­wach­sen­de Wein­trau­ben. Die­se Sor­te hat­te ich mal un­ter dem Na­men »Kin­der­trau­ben« ita­lie­ni­scher Her­kunft in ei­nem Fein­kost­handel vor­ge­fun­den.
        Das End­ziel der 10-tä­gi­gen Wan­de­rung war der Bahn­hof in Achern. Von dort folg­ten wir per Bahn, per Bus und zu Fuß ei­ner Ein­la­dung nach Nord-Würt­tem­berg zu ei­nem al­ten Bau­ern­hof, in wel­chen ei­ner der Mit­wan­de­rer er­wog ein­zu­zie­hen. So­mit er­nähr­ten wir uns im An­schluſs zwei wei­te­re Ta­ge lang von aus­schließ­lich der Na­tur. Die­se 12 Ta­ge wa­ren die für mich bis­da­hin mit Ab­stand zu­frie­den­stel­lend­sten Na­tur­wuchs-Ver­pfle­gungs­ta­ge, die ich je er­leb­te. Der Ur­laub nah­te sich al­ler­dings sei­nem En­de zu. Zu Fuß leg­ten wir ins­ge­samt 185 Km zu­rück.

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